Wissenschaftliche Software – Anspruch und Realität im Forschungsprozess


Wissenschaftliche Software – Anspruch und Realität im Forschungsprozess

Konrad, U.

Abstract

Wissenschaftliche Software ist heute unverzichtbares Werkzeug im Forschungsprozess, sie ist Voraussetzung für die Nachvollziehbarkeit der (publizierten) Ergebnisse und in vielen Fällen auch selbst ein Ergebnis, das publiziert, genutzt und langfristig bewahrt werden muss. Publikationen bestehen künftig häufig aus zitierfähigen Texten, Daten und Software und müssen entsprechend konsistent behandelt werden, dies ist eine Herausforderung auch für die Bibliotheken. Daraus ergeben sich eine Reihe von Fragestellungen und Aufgaben für die gute wissenschaftliche Praxis im Umfeld der „Offenen Wissenschaft“ (Open Science). Diese Fragen werden in dem Vortrag diskutiert.
Ausgangspunkt ist die Frage, welche Kategorien wissenschaftlicher Software es gibt und was für Rollen diese im Forschungsprozess spielen. Mit der voranschreitenden Digitalisierung von Forschung und Lehre steigt die Abhängigkeit von Software-Lösungen. Die grundlegenden Prinzipien der „guten wissenschaftliche Praxis“ wie Nachvollziehbarkeit, Reproduzierbarkeit, Transparenz und Qualitätssicherung müssen auch bei der Entwicklung und Nutzung von wissenschaftlicher Software angewandt werden. Allerdings gibt es eine Reihe von Besonderheiten für den Umgang mit Software, da diese im Vergleich zu Veröffentlichungen und Daten einem meist kontinuierlichen Entwicklungsprozess unterliegt und im Kontext spezifischer Entwicklungs- und Laufzeitumgebungen zu betrachten sind.
Darüber hinaus sind die Publikation, Nachnutzbarkeit und Verwertung von Software zentrale Herausforderungen. Die Zitation von Quellcode, die Open Source Software-Entwicklung, die Bereitstellung forschungsnaher Infrastrukturen für Entwicklung und Test sowie die Lizenzen und rechtliche Aspekte der Softwarenachnutzung sind noch nicht umfassend in der wissenschaftlichen Praxis realisiert. Darüber hinaus fehlen auch Anreizsysteme für eine nachhaltige Softwareentwicklung in der Forschung.
Für viele dieser Fragen gibt es Lösungsansätze und „best practice“ Beispiele, auf die eingegangen wird. Seit einiger Zeit gibt es dazu internationale und nationale Initiativen wie u. a. die Software Carpentry (1998, US), das Software Sustainability Institute (2008, GB) und sciforge (2014, D). Des Weiteren unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Entwicklung dieses Gebietes u. a. mit dem Programm ”Research Software Sustainability”.

Keywords: Wissenschaftliche Software; Softwareentwicklung; Publikation; Repositorien; Infrastruktur; Bibliothek; Scientific software; software development; publication; repository; infrastructure

  • Vortrag (Konferenzbeitrag)
    Internationale Open Access Tage 2017, 11.-13.09.2017, Dresden, Deutschland
    DOI: 10.5281/zenodo.1040289

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-26025