Nachhaltige Ressourcengewinnung aus Haldenmaterial


Nachhaltige Ressourcengewinnung aus Haldenmaterial

Dirlich, S.; Büttner, P.

Abstract

Die Bergbauindustrie verursacht beim Abbau von Rohstoffen große Umweltauswirkungen. Allerdings sind moderne Industriegesellschaften ohne die Gewinnung von Rohstoffen nicht denkbar. Hochtechnologie und insbesondere auch Umwelttechnologien benötigen in der Herstellung in nicht unerheblichem Maße Metalle und Minerale wie Kupfer, Indium, Lithium, Gallium, Germanium aber auch Seltene Erden und viele weitere Elemente. Die Hinterlassenschaften des Bergbaus in Form von Halden, die fortwährend bei der Rohstoffgewinnung entstehen, sorgen aber für extreme Umweltbelastungen und enthalten zudem noch immer zahlreiche Wertminerale in oft recht hohen Konzentrationen. Diese können durch verschiedene physikalische, chemische und/oder biotechnologische Aufbereitungsverfahren rückgewonnen werden. Solche Technologien sind aus den folgenden Gründen als nachhaltig zu bezeichnen.
Durch die (erneute) Aufbereitung des Haldenmaterials, bei der eine bessere Ressourcennutzung erzielt wird, lässt sich die Ressourceneffizienz erhöhen. Insbesondere Halden, die vor längerer Zeit entstanden sind, enthalten noch beträchtliche Konzentrationen an wertvollen Stoffen mit wirtschaftlicher Bedeutung. Diese aus den Halden zu gewinnen bedeutet damit, dass insgesamt weniger primärer Rohstoffe aus dem Boden gewonnen werden müssen.
Neben der Rohstoffgewinnung hat die Behandlung des Haldenmaterials auch noch zum Ziel, die potenziellen Schadstoffemissionen und anderen Umweltwirkungen zu vermindern. Teilweise kommen dabei die gleichen Verfahren zum Zuge wie bei der Gewinnung der Wertminerale. Die Sanierung solcher Bergbauhinterlassenschaften ist in vielen Fällen gesetzlich vorgeschrieben und zudem sind in den vergangenen Jahrzehnten weltweit zahlreiche katastrophale Unfälle mit Halden vorgefallen, so dass eine Haldensanierung in vielen Fällen sowieso betrieben werden muss.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist dabei aber zu beachten, dass die Rohstoffgewinnung in aller Regel nur als eine zusätzliche Einnahmequelle dienen kann, um einen Teil der Kosten für die Haldensanierung zu decken. Theoretische Annahmen zeigen regelmäßig, dass die in den Haldenvolumina enthaltenen Wertstoffkonzentrationen zwar durchaus relevante Größenordnungen erreichen, diese aber bei genauerer Betrachtung insbesondere der Gegenrechnung der Kosten für die erforderlichen Verfahrensschritte standhalten müssen, so dass in vielen Fällen letztendlich – wenn überhaupt – ein Nullsummenspiel gegeben ist.
Am Helmholtz-Institut Freiberg wurde und wird in zahlreichen Projekten an entsprechenden Verfahren geforscht. Darüber hinaus koordiniert das HIF ein großes regionales Netzwerk (recomine), das sich den Bergbaualtlasten an der Schnittstelle von Umwelttechnologie, Ressourcentechnologie und Digitalisierung widmet und unter dessen Schirm Lösungen entwickelt werden, die regional getestet und weiterentwickelt, letztlich auf dem Weltmarkt angeboten werden sollen.

Keywords: remining; Ressourcentechnologie; Nachhaltigkeit; Haldensanierung

  • Buchkapitel
    Leal Filho, Walter: Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit, Berlin: Springer Spektrum, 2022, 9783631871645

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-32768