Publikationsrepositorium - Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf

1 Publikation

OpenSource im Spannungsfeld akademischer und wirtschaftlicher Interessen

Schlegel, F.; Huste, T.; Juckeland, G.; Konrad, U.

Abstract

Quelloffene Software ist aus der heutigen Wissenschaft nicht mehr wegzudenken und insbesondere im Hinblick auf die Sicherstellung der FAIR Prinzipien stellt sie eine hinreichende Bedingung dar. Die Verwendung von quelloffener Software ist jedoch durch eine Vielzahl von Besonderheiten geprägt, beispielsweise gibt es kein eindeutiges Finanzierungsmodel, wie es für kommerzielle Software in Form von Lizenzgebühren normalerweise der Fall ist. Die freie Verfügbarkeit der Software ermöglicht zudem völlig neue Konzepte in der Ausgestaltung der Beziehung zwischen den Anbietern und den Nutzern, sowie für die Organisation der Community. Hierdurch eröffnet sich ein Gestaltungsspielraum, welcher bisher nur bedingt durch die Forschungseinrichtungen genutzt wird, aber in sich ein enormes Potential für die Zukunft birgt.

Eine im Ingenieurwesen sehr erfolgreiche quelleoffene Software ist die C++-Bibliothek OpenFOAM1 zur Lösung partieller, nichtlinearer Differenzialgleichungen. OpenFOAM wird für eine Vielzahl von unterschiedlichen Anwendungen, wie beispielsweise in der Aerodynamik, in der Hydrodynamik oder in der Chemie- und Verfahrenstechnik eingesetzt. Die Anwender finden sich dabei nicht nur im akademischen Umfeld, sondern auch in der Industrie bei unterschiedlicher Firmen. In den letzten Jahrzehnten hat sich um OpenFOAM eine sehr aktive Community gebildet, mit zum Teil sehr unterschiedlichen Interessen und einem großen Konfliktpotential. Eine der wichtigsten Fragen beim Einsatz von OpenFOAM ist die langfristige und nachhaltige Softwareentwicklung, einerseits bei den Hauptentwicklern, aber vor allem auch bei den Wissenschaftlern. In einem typischen Arbeitsablauf wird zu Beginn einer Promotion ein Fork von OpenFOAM erstellt, in welchem der Doktorand seine Entwicklungen umsetzt. Häufig wird dieser Fork nach Abschluss der Promotion weder langfristig gepflegt, noch ins Release überführt und die Forschungsergebnisse gehen teilweise verloren. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, u. a. mangelnde Finanzierung des notwendigen Re-Factorings und des langwierigen Diskussionsprozesses mit den Hauptentwicklern durch den Fördermittelgeber oder eine unzureichende Abbildung solcher Arbeiten in den Kennzahlen der wissenschaftlichen Arbeit und den Beschäftigungsmodellen des öffentlichen Dienstes.

Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf hat es sich zum Ziel gesetzt eine nachhaltige Softwareentwicklung für OpenFOAM gemeinsam mit der OpenFOAM Foundation anzustreben. Der geplante Beitrag soll die bisher gesammelten Erfahrungen des Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf im Umgang mit quelloffener Software am Beispiel von OpenFOAM präsentieren, welche aus dem intensiven Engagement als OpenFOAM Community Mitglied resultieren. Hierbei profitieren die Entwickler u. a. von den Möglichkeiten der Helmholtz-Gemeinschaft, insbesondere von den Helmholtz Federated IT Services (HIFIS)2. Der Vortrag zeigt einen möglichen Weg für eine wissenschaftliche Einrichtung mit einem guten Beispiel vorangehen und vernünftige Konzepte zu entwickeln quelloffene Software adäquat einzusetzen, nachhaltig weiterzuentwickeln, langfristig zu unterstützen und zu fördern. Ziel des Beitrages ist es Erfahrungen zu teilen, Probleme anzusprechen und eine Diskussion zur Beschreibung weiterer Wege anzuregen.

  • Vortrag (Konferenzbeitrag) (Online Präsentation)
    Software Engineering 2022, 21.-25.02.2022, Potsdam, Deutschland

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-33380