Neue Gangstudien bieten systemisches Verständnis für die Entstehung hydrothermaler Lagerstätten im Erzgebirge; Acamonta 2021


Neue Gangstudien bieten systemisches Verständnis für die Entstehung hydrothermaler Lagerstätten im Erzgebirge; Acamonta 2021

Burisch-Hassel, M.; Frenzel, M.; Guilcher, M.; Swinkels, L. J.; Haschke, S.; Reinhardt, N.; Gutzmer, J.

Abstract

Als Professor der Geognosie an der Bergakademie Freiberg gilt Bernhard von Cotta als Begründer der Erzlagerstättenlehre. Dieser Ruf wird zumeist zurückgeführt auf die Publikation des Lehrbuchs „Die Lehre von den Erzlagerstätten" im Jahr 1850 (von Cotta, 1859). Darüber hinaus hat Prof. von Cotta aber auch durch die Publikation der als „Gangstudien“ betitelten vier Bände in den Jahren 1850-1862 Herausragendes für die Erzlagerstättenlehre geleistet. Im Vorwort zum ersten Band definiert von Cotta sehr klar als Zweck der Gangstudien „über die Bedingungen der Erzführung womöglich einiges Licht zu verbreiten; also Materialien zu einer wissenschaftlichen Wünschelruthe zu liefern, welche künftig dem Bergmann auf seinen dunklen Pfaden als eine Leitschnur dienen könnte.” Motiviert wurde die Publikation der Gangstudien dabei insbesondere durch die proaktive Rolle des Oberbergamts, welches „eine sorgfältige Untersuchung der hiesigen Erzgänge und vorzüglich ihrer Veredelungs- oder Verunedelungsursachen angeordnet” hatte. Daher richtete von Cotta den Fokus der Gangstudien zunächst klar auf die Bildung der Erzlagerstätten in der Region. In der durch Bernhard von Cotta zusammengestellten
Publikationsreihe findet sich in der Folge eine große Zahl von Beiträgen, welche durchaus als bahnbrechend für ihre Zeit gelten.
Die vorerst letzte Phase des Bergbaus in Freiberg endete im Jahre 1969; der Bergbau im Erzgebirge fand mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1991 ein unvermitteltes Ende. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat die Kenntnis um die Entstehung der Erzlagerstätten im Erzgebirge mit modernen geowissenschaftlichen Erkenntnissen und Konzepten nicht mitgehalten. Dadurch ging viel Kompetenz verloren – aus modellbasierten Annahmen früherer Bearbeiter wurden „in Stein gehauene” Paradigmen, die weitestgehend unkritisch weitergegeben wurden. Mit dem Ziel, diesen offensichtlichen und eklatanten Missstand zu beheben, wurde im Jahr 2018 die ESF Nachwuchsforschergruppe „Mineral Systems Analysis” gegründet. Ermöglicht durch öffentliche Fördermittel der Europäischen Union und des Freistaats Sachsen haben sich seither zwei Doktorandinnen und zwei Doktoranden, flankiert durch eine Vielzahl von Master- und Bachelor-Student*innen unter der Leitung von Mathias Burisch mit der Entstehung verschiedener hydrothermaler Lagerstättentypen im Erzgebirge befasst. Die Arbeiten der Nachwuchsgruppe am Institut für Mineralogie der TU Bergakademie Freiberg wurden durch Max Frenzel und Jens Gutzmer am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie unterstützt. Die Forschung basierte dabei zum Teil auf dem Studium von hervorragenden Proben der geowissenschaftlichen Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg, der Wismut GmbH und dem Bohrkernarchiv des
Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Firmen, die aktuell im Bereich von Rohstofferkundung und -abbau im Erzgebirge beteiligt sind, lieferte einen weiteren wichtigen Baustein für den Erfolg der Gruppe. Die Entwicklung eines modernen Verständnisses der räumlich-zeitlichen Entwicklung der Erzlagerstätten im Erzgebirge und die Integration der lagerstättenbildenden Prozesse mit relevanten Prozessen der regional- und lokalgeologischen Entwicklung stand im Fokus der Forschung – ganz im Sinne von Bernhard von Cotta. Daher sind die wichtigsten Resultate der Arbeit der Nachwuchsforschergruppe, die im Folgenden vorgestellt werden sollen, in das aktuelle Verständnis der geotektonischen Entwicklung eingebettet. Hier werden insgesamt 10 peer-review Artikel der Mineral Systems Analysis Gruppe zusammengefasst, die alle in der Referenzliste aufgeführt sind und bei Interesse zur weiteren Vertiefung gelesen werden können.

Keywords: Erzgebirge; Lagerstättenlehre; Mineral Analysis Group

  • Acamonta - Zeitschrift für Freunde und Förderer der Technischen Universität Bergakademie Freiberg 28(2021)1, 83-87

Permalink: https://www.hzdr.de/publications/Publ-37481